Online- oder E-Petitionen sind Aktionen bei welchen Unterschriften für bestimmte Zwecke gesammelt werden. Diese Zwecke können sehr stark variieren. Zum Beispiel von der Änderung des rassistischen Logos der Mohrenbrauerei Vertriebs KG bis hin zur Forderung, dass die Mörder George Floyds ihre rechtmäßigen Strafen bekommen. Die Petitionen selbst richten sich jeweils an ihre verantwortlichen Entscheidungsträger*innen und können sowohl von Bürger*innen als auch von internationalen Organisationen ins Leben gerufen werden. Anders als Bürger-/Volksinitiativen oder durch Regierungen gestützte parlamentarische Petitionen sind Online-Petitionen nicht binden. Ihre Wirksamkeit betreffend spalten sich deshalb die Meinungen: Während Online-Petitionen für manche eine große Möglichkeit der politischen und sozialen Teilnahme bieten, sehen andere darin lediglich “faulen Aktivismus” und bezweifeln Erfolge.
Auf dieser Seite findest du eine Liste mit aktuellen Antirassismus Online-Petitionen, eine Erläuterung über die Vor- & Nachteile von Online-Petitionen und ein paar Tipps für deine eigene Online-Petition.
Liste aktueller Antirassismus Online-Petitionen
Du kennst eine wichtige Online-Petition die in dieser Liste nicht fehlen darf? Sende sie an redefineracism@gmail.com!
Deutschland
- Rechtliche Anerkennung, dass der Begriff „N-Wort“ rassistisch ist!
- Stuttgart-Möhringen: Rassistisches Stadtwappen umändern SOFORT!
- Umbenennung von M.-apotheken, M.-straßen, und M.-wegen in ganz Deutschland!
Österreich
Sind Online Petitionen gut oder schlecht?
Wie bei den meisten Dingen im Leben gibt es auch hier kein “gut” und “schlecht” sondern verschiedene Argumente und Betrachtungsweisen für beide Empfindungen. In den nächsten Absätzen werden diese Argumente sowie die Wirksamkeit von Online-Petitionen näher erläutert.
Wirksamkeit von Online-Petitionen
Über die Wirksamkeit von Online-Petitionen gibt es im Moment weder ausreichende wissenschaftlich belegte Forschungsergebnisse noch einheitliche Expert*innen Meinungen. Täglich werden weltweit eine Vielzahl von Online-Petitionen gestartet, darunter auch solche die weniger seriöse Themen behandeln. Von all diesen Petitionen erreichen jedoch die wenigsten ihr tatsächliches Ziel, wie etwa eine Gesetzesänderung. Das bedeutet jedoch nicht, dass es gar keine Erfolgsgeschichten gibt oder, dass nicht auch der Weg als Ziel betrachtet werden könnte. Auf ihren Webseiten präsentieren die Petitions-Anbieter*innen und Plattformen jedenfalls von ihren erfolgreichsten Geschichten. Von diesen Erfolgen abgesehen gibt es eine Vielzahl anderer Argumente für Online-Petitionen, aber auch eine Menge Argumente dagegen.
FÜR Online-Petitionen spricht in erster Linie ihre Zugänglichkeit die durch die Natur des Internets unbestreitbar gegeben ist. Diese Zugänglichkeit wird des Weiteren durch den geringen bis nicht-vorhandenen Kosten-/Material- und Zeitaufwand weiter bestärkt. Es entsteht eine Art der demokratischen Beteiligung durch welche Online-Petitionen als Mobilisierungsinstrument verwendet werden können und im Allgemeinen zu einer Begünstigung von bürgerlichem (politischem) Engagement führen. Für manche Menschen ist das unterschreiben einer Online-Petition sogar der erste Schritt zur politischen Teilnahme. Als Instrument der Meinungsäußerung und -bildung bietet es zusätzlich Raum zur Auseinandersetzung mit relevanten Themen. Es ist eine friedliche Art des Protests die das Potenzial besitzt zu weiteren und auch offline Protestarten zu motivieren und mobilisieren. Durch den zusätzlichen Einsatz von Social Media Kanälen und anderen Medien geraten die Zwecke und Themen von Petitionen schnell an die Öffentlichkeit wo sie die Aufmerksamkeit von Entscheidungsträger*innen und Bevölkerung erlangen. Letztendlich können sich dadurch auch Unterstützer*innen vernetzen, Kontakte herstellen und sogar auf internationaler Ebene Protestnetzwerke bilden.
GEGEN Online-Petitionen existieren, unter anderem, zwei zentrale Argumente: Clicktivism und Slacktivism. Clicktivism ergibt sich aus den englischen Wörtern “click” wie in klicken und “activism” wie in Aktivismus. Das bedeutet soviel wie politisch aktiv durch das betätigen eines Online-Knopfes sein. Der Begriff beschreibt, wie auch das Synonym Sofa-Aktivismus, den grundsätzlichen Vorgang der Unterzeichnung einer Online-Petition und dessen geringen Anteil an Aufwand und Verpflichtung. Slacktivism, auf der anderen Seite ergibt sich aus den englischen Wörtern “slacker” wie in Faulpelz und “activism” wie in Aktivismus. Das bedeutet soviel wie Aktivismus für Faulpelze. Der Begriff bezieht sich auf (pseudo-)politische Aktivitäten, die keine Auswirkungen auf reale politische Entwicklungen haben. Diese Aktivitäten dienen in erster Linie dazu, den Wohlfühlfaktor von Unterstützer*innen zu erhöhen. Andere Beispiele sind das Boykottieren von Großkonzernen oder das modische Tragen von politischen Botschaften. Des Weiteren sind die Intentionen von Antragsteller*innen und die Wirksamkeit bei Entstehung einer Gegenpetition kritisch zu hinterfragen.
Argumente DAFÜR
- Zugänglich
- Günstig bis kostenlos
- Geringer Zeitaufwand
- Begünstigung von bürgerlichem (politischem) Engagement
- Erster Schritt zur politischen Teilnahme
- Instrument der Meinungsäußerung und Meinungsbildung
- Friedlicher Protest
- Mobilisierung zu weiteren Protestarten
- Erregt Aufmerksamkeit
- Schnelle Verbreitung
- Kontakt und Vernetzung mit und von Unterstützer*innen
- Entstehung von Protest Netzwerken jenseits nationaler Grenzen
Argumente DAGEGEN
- Clicktivism/Sofa-Aktivismus
- Slacktivism
- Eigensinnige Intentionen der Antragsteller*innen
- Gegenpetitionen
Wie Gestalte ich meine Online-Petition am Besten?
In seinem Gastbeitrag bei Focus Online, schreibt Sebastian Schütz, Leiter für Kommunikation bei Change.org: “Wie bei jedem Instrument kommt es darauf an, was man mit ihm macht.”.
Einerseits ist es wichtig, dass ihr über den Zweck eurer Petition bestens informiert seid und euch mit der Thematik auseinandersetzt. Ihr solltet wissen an wen ihr sie am besten richtet bzw. wer für euer Anliegen Entscheidungsträger*in ist. Außerdem, solltet ihr euch schon vor dem Start informieren wo ihr Kooperationspartner*innen und Unterstützer*innen für eure Petition finden könnt.
Andererseits sind auch die Wahl von Petitions-Anbieter*Innen und -Plattformen und die Bereicherung eurer Petition mit weiteren Protestarten elementar. In den nächsten Absätzen werden diese Dinge näher erläutert.
Wie und Wo kann ich Online-Petitionen erstellen?
Die Wahl der richtigen Anbieter*Innen/Plattform für deine Petition hängt von verschiedenen Faktoren ab. Eine genau Beschreibung zu einigen der hier aufgelisteten Anbieter*Innen/Plattformen könnt ihr diesem Beitrag von RESET – Digital for Good entnehmen.
Was kann ich zusätzlich zu der Erstellung meiner Online-Petition unternehmen?
Online Petitionen alleine reichen nicht aus. Sie sind lediglich eine Art von Protest die erst in Kombination mit anderen Protestarten wirklich erfolgreich werden können. Es folgt eine kleine Liste von zusätzlichen Protestarten auf die du zurückgreifen kannst um deine Online-Petition zu bereichern:
- Organisiere (Aufklärungs-)Kampagnen rund um das Thema deiner Petition.
- Organisiere Demonstrationen oder Kundgebungen zum Zweck deiner Petition.
- Erstelle Social-Media Kanäle für die Petition und mach Unterstützer*Innen darauf aufmerksam.
- Versuche Mediale Aufmerksamkeit für die Petition zu erlangen.
- Kontaktiere die jeweiligen Entscheidungsträger*innen persönlich.
- Bitte die Unterzeichner*Innen der Petition darum, eine persönliche E-Mail an die jeweiligen Entscheidungsträger*innen zu senden.
- Organisiere Online-Foto-Aktionen.
- Informiere die Unterstützer*innen über weitere Arten der Beteiligung.
Quellen
Jegliche Informationen ergeben sich aus einer gewissenhaft durchgeführten Recherche bezüglich Online-Petitionen. Für Feedback, Verbesserungsvorschläge und konstruktive Kritik stehen euch die Türen stets offen. Wendet euch diesbezüglich bitte direkt an redefineracism@gmail.com.
RESET – Digital for good, Bürger, erhebt eure Stimme – 6 Tipps für eine erfolgreiche Online-Petition
RESET – Digital for good, We will not be silent! – Online-Petitionen
Schütz, Sebastian – 2016 – Warum Online-Petitionen sehr wohl etwas bewegen – Focus Online